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Allgemein

Leserbrief – Coronakrise und Chancen

By 3. April 2020No Comments

Etwas Positives, das ich selbst erlebt habe:

Jetzt, da ich mehr Zeit daheim habe, da Fahrzeiten wegfallen und man generell etwas freier ist in der Zeitgestaltung, nehme ich mir fast jeden Tag ein wenig Zeit, um spazieren zu gehen. Auf meinem Weg habe ich etwas äußerst Positives verzeichnen können. Ich habe zum ersten Mal, seit langem, Leute gesehen, die vorher nie zu sehen waren. Egal, ob es ehemalige Volksschulkollegen waren oder Dorfbewohner, die Menschen gehen zum ersten Mal wieder raus. Vielleicht liegt das daran, dass man jetzt draufkommt, wie öde es sein kann, wenn man nur noch daheim sein muss.

Ich habe aber noch etwas anderes Positives erlebt. Sogar die einst grantigsten Leute sind auf einmal nett (zumindest was im Rahmen ihrer Möglichkeiten liegt)!

Und damit komme ich auch schon zum nächsten Punkt: Man freut sich über kleine Dinge. Jetzt, da man nicht mehr die Möglichkeit hat, heute zu bestellen und übermorgen zu konsumieren, können selbst die blühenden Krokusse im Garten Glücksgefühle erwecken.

Eines muss ich als Enkel eines Bauers einfach noch abschließend loswerden: Es hat anscheinend eine Corona-Krise gebraucht, dass die Gesellschaft (vor allem die Bewohner in den Städten) endlich einsieht, dass es den “Bauern im hintersten Seitental” sehr wohl braucht! Denn jetzt wird klar, dass das Gemüse nicht in den Supermarkt-Kisten wächst und es jemanden braucht, der die Lebensmittel aufzüchtet und erntet. Jetzt wird klar, dass es fahrlässig ist, wenn man das Fleisch aus Brasilien oder sonst wo importiert und die heimischen Betriebe können auf gut Deutsch “verrecken”.

Ich erhoffe mir durch das COVID-19-Virus auch ein Umdenken in der Gesellschaft. Erstens müssen heimische Erzeuger wieder geschätzt werden. Ich sage bewusst nicht “mehr geschätzt werden”, denn das würde ja bedeuten, dass sie irgendwann einmal tatsächlich geschätzt wurden. Und zweitens sollte man sich auch überlegen, ob eine leichte Deglobalisierung nicht auch Sinn machen würde im Interesse aller.

– ein Schüler aus der 6B